Das Archiv

Kleine Geschichte der Bieretiketten

Über viele Jahrhunderte wurde Bier in der Regel in Fässern gelagert und transportiert und „offen“ ausgeschenkt oder „lose“ verkauft. Nach 1800 tauchten dann erste Flaschen aus Steinzeug auf, die – wenn überhaupt – eingebrannte oder gestempelte Herkunftsbezeichnungen trugen. Die ersten gläsernen Bierflaschen datieren ein paar Jahrzehnte später und waren zunächst nur mit Präge-Beschriftungen versehen.

Im Zeitraum um 1870 / 1880 begann man dann zunächst für den Export bestimmte Bierflaschen mit aufgeklebten Papieretiketten zu kennzeichnen. Diese kostengünstige Methode hat sich sehr schnell allgemein durchgesetzt. Auch Anhänger wurden und werden zur Kennzeichnung benutzt. Was jahrzehntelang aus bedrucktem Papier bestanden hat, wird heute zunehmend durch Aufkleber oder bedruckte Kunststofffolien ergänzt.


Bieretiketten in Deutschland

Im Verlaufe der Jahrhunderte hat es im Gebiet der heutigen Bundesrepublik weit mehr als 30.000 – zumeist gewerbliche – Brauereibetriebe gegeben. Nach Auswertung historischer Brauereiverzeichnisse und eigenen Recherchen hat nur ein Bruchteil davon (etwa 20 % ) überhaupt jemals Bier in Flaschen abgefüllt und demzufolge Etiketten benutzt.

Den typischen und historischen Kern des Archivs bilden Bieretiketten, die von Brauereien (als bierherstellende Betriebe) im Zuge der Flaschenabfüllungen unter eigenem Namen direkt verwendet worden sind.

Im Archiv nicht vertreten sind Etiketten von Logistikern (Bierverlage, Niederlagen), des Handels (Handels- und Vertriebsmarken) und sonstige Fantasiemarken.

Als Sonderfall finden sich im Archiv Etiketten sogenannter “Pseudobrauereien”. In der Regel nach 2000 gegründet, firmieren sie per Namen als Brauerei, verfügen jedoch über keine eigene Bierherstellung, d.h. das Bier wird im eigenen Auftrag bei bierherstellenden Brauereien hergestellt.

Das Archiv kennt keine Unterscheidung zwischen oft benutzten (Mode)-Begriffen wie Kleinbrauerei, Großbrauerei, Nanobrauerei, Microbrauerei, Gasthausbrauerei, Familienbrauerei, Hausbrauerei, Hobbybrauerei, Wanderbrauer, Gypsybrauer, Fremdbrauer, Kuckucksbrauer…….., für die es (derzeit) keine allgemeingültigen Definitionen und durchgängig eindeutigen Abgrenzungen gibt.





Das Archiv

Was vor über 50 Jahren als Kinderspielerei – mit in der Badewanne schwimmenden Bieretiketten – begonnen hat, ist seither zum Archiv deutscher Bieretiketten gewachsen. Mit der Sammlung verfolge ich das Ziel, die Verwendung und Entwicklung von Bierflaschenetiketten im historischen Kontext zu dokumentieren. Für über 4.600 verschiedene Brauereibetriebe liegt zumindest ein Bieretikett vor. Welche das sind, verrät das Brauereiregister.

Das gesamte Archiv umfasst mehr als 28.000 Bieretiketten, die im historischen Kontext einen vielfältigen und steten Wandel dokumentieren; seit etwa 1875 bis heute. Je nach Betrachtungsansatz erzählen sie viele spannende Geschichten vom jeweiligen Zeitgeist, politischen Systemen, Biersorten, Krisenzeiten, Brauereien und Pseudobrauereien, Ausdrucksformen der Werbung, Kennzeichnungserfordernissen, Druckverfahren, Gestaltungsstilen und vielem mehr. Machen Sie sich selbst einen Eindruck durch die Etikettenbilder.

Nach Terminvereinbarung ist das Archiv für die Öffentlichkeit einsehbar. Unabhängig davon gibt es Beteiligungen an Ausstellungen und Publikationen. Einen kleinen Abriss zeigt die Rubrik Aktivitäten. Darüber unterstütze ich interessierte Fachkreise in ihrem vielfältigen Schaffen. Dabei stütze ich mich auf die vollständige digitale Katalogisierung und den Einsatz einer Datenbank, die auch komplexe inhaltliche Abfragen ermöglicht.

Als Mitglied des Museumsverbands Brandenburg ist das Archiv mit der bundesweiten Museumslandschaft vernetzt.


Aufbau des Archivs

  • Das Archiv ist vollständig mit Karteikarten (DIN A 6 quer) organisiert, die in entsprechenden Kästen untergebracht sind.
  • Die systematische Ablage basiert auf einem Ordnungsprinzip in drei Ebenen: Bundesland > Orte > Brauereien
  • Den einzelnen Bundesländern werden Titelkarten vorangestellt, hinter denen (alphabetisch nach Ortsnamen) mit Trennkarten die einzelnen Brauerei und den dazu gehörigen Etiketten untergebracht sind.


Verwaltung des Archivs

Um den Überblick zu behalten, habe ich eine Access-Datenbank aufgebaut, in der alle Brauereien erfasst sind, von denen mir Hinweise auf die Nutzung von Etiketten vorliegen. Darauf basiert auch das Brauereiregister.

Damit sind jederzeit flexible Auswertungen, Zusammenstellungen, Zählungen, Suchen, Ausdrucke etc. möglich.

Alle mehr als 28.000 Etiketten des Archivs sind eingescannt und über die Rubrik Etikettenbilder einsehbar (in alphabetischer Abfolge der Orte in pdf-Dokumenten zusammengefasst).